Wer Führung in Organisationen verstehen und gestalten will, braucht hierfür einen theoretischen Verständnisrahmen. Komplementäre Führung als Theoriemodell soll aufzeigen, wie Personalführung in Organisationen zu gestalten ist, um die Zielstellung – Arbeitsleistung zu erzeugen und sonstige Anforderungen zu erfüllen – optimal zu erreichen. Das Modell ist deskriptiv in dem Sinne, dass es Mechanismen der Personalführung beschreibt, die in der betrieblichen Praxis tatsächlich angewendet werden und funktionieren. Zugleich ist es normativ im Sinne der eindeutigen Empfehlung, Führung in Organisationen – mit gewissen Anpassungen – nach genau diesem Muster zu gestalten.
Das Theoriemodell muss daher keineswegs alle denkbaren Aspekte des Führungsgeschehens abbilden und erklären, sondern nur solche, die sich sinnvoll generalisieren und normieren lassen.
Zwar soll die Komplementäre Führung durchaus auch von wissenschaftlichem Nutzen sein und Führenden im Alltag als Orientierung dienen. Ihr wesentlicher Zweck liegt jedoch darin, eine theoretische Grundlage für brauchbare betriebliche Führungsmodelle (= Führungsgrundsätze, Führungsprinzipien) zu bieten. Es handelt sich dabei um grundsätzliche Festlegungen in Bezug auf Führung in einer konkreten Organisation im Sinne einer Verfassung der Führungs- und Personalarbeit. Darin wird festgelegt, warum, von wem und wie eine bestimmte Organisation oder Organisationseinheit (einschließlich ihres Personals) zu führen ist.